Geschichte
Vom Workshop zum Verein
Vom Workshop zum Verein
1984 wurde in der Wuppertaler Volkshochschule ein Kurs mit dem Titel „Behindert – na und?“ angeboten. Menschen mit und ohne Behinderung trafen sich einmal pro Woche, lernten sich kennen, tauschten sich aus und probten das „lockere Miteinander“.
Mit nahendem Kursende wurde klar, dass dies nicht alles gewesen sein konnte. Kurzerhand wurde ein gleichnamiger Verein zur Fortführung gegründet. Das Ziel war eindeutig definiert: die Durchsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderung.
Von Einzelthemen zum Schwerpunkt
Von Einzelthemen zum Schwerpunkt
Die Themen, mit denen wir uns fortan beschäftigten, waren vielseitig: Neben fehlenden Behindertenparkplätzen, abzusenkenden Bürgersteigen, rollstuhlgerechten Zugängen zu öffentlichen Gebäuden u.a., rückten zunehmend alltägliche Wohn- und Lebenssituationen behinderter Menschen in den Mittelpunkt. Einige der Betroffenen wohnten in einem Heim, andere noch bei ihren Eltern mit Ängsten vor dem Danach, wieder andere wurden zu Hause von großen Wohlfahrtsverbänden betreut, die diese Aufgabe eher beiläufig und unzuverlässig erledigten.
Schnell wurde deutlich, dass die freie Wahl der Wohn- und Lebensform die Basis für ein selbstbestimmtes Leben ist. Hier wollten wir unseren Schwerpunkt setzen. Im Hinterhof eines Gründungsmitglieds begannen wir also, unser Hauptziel zu verfolgen, nämlich die verlässliche Sicherstellung häuslicher Unterstützung nach individuellen Bedürfnissen.
Von der häuslichen Unterstützung zur schulischen Inklusion
Von der häuslichen Unterstützung zur schulischen Inklusion
Im Jahr 2006 verabschiedeten die Vereinten Nationen ein Übereinkommen zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderung. Diese UN-Behindertenrechtskonvention trat 2009 in Deutschland in Kraft und führte zu einer Stärkung der schulischen Inklusion. Hieraus ergab sich ein neues, rasch wachsendes Tätigkeitsfeld für den Verein. Die Vermittlung von Inklusionsassistenzen, die Kinder mit Handicap in Kitas und Schulen begleiten, bildete einen neuen Fokus und begründete die Entstehung eines großen Fachbereichs mit mehr als 500 Mitarbeitenden.
Von der Hauptschule zum Förderzentrum
Von der Hauptschule zum Förderzentrum
2011 fand der Verein eine städtebauliche und integrative Erweiterung durch das Förderzentrum Arrenberg, das sich insbesondere an Familien mit entwicklungsverzögerten, behinderten und/oder chronisch kranken Kindern richtet. Unter einem Dach finden diese hier fachspezifische Angebote in den Bereichen: Beratung, Interdisziplinäre Frühförderung, Heilpädagogische Frühförderung, Inklusionsassistenz in Kita und Schule sowie in Freizeit und Sport. Nach einer Idee des ehemaligen geschäftsführenden Vorstands Lorenz Bahr wurde dafür das zentrale und seit vielen Jahren ungenutzte Hauptschulgebäude in der Simonsstraße mitsamt seiner großzügigen Hoffläche umgestaltet, zum Quartier hin geöffnet und für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht.
Von der Kontinuität zum Wandel
Von der Kontinuität zum Wandel
Seit dem Start der Dienstleistungsangebote des Vereins wurden Inhalte und Ausrichtung der Tätigkeit maßgeblich von zwei Personen geprägt: Sabine Neubauer und Dr. Frank Schneider. Sabine Neubauer wurde selbst mit einer Körperbehinderung geboren und erlebte als Rollstuhlfahrerin die typischen Probleme einzelner Lebensphasen in der eigenen Biographie. Diese Erfahrungen befähigten sie, die Arbeit von Behindert – na und? immer wieder auf relevante Inhalte zu überprüfen, ggf. anzupassen und die Themen der Behindertenpolitik öffentlich transparent zu machen.
Ebenso viel Einfluss nahm Dr. Frank Schneider, der als Pädagoge und Mathematiker drei Jahrzehnte lang Finanzplanungen erstellte und in zukunftsorientierten Konzepten umsetzte, die den Verein auch über die schwierige Zeit der Corona-Pandemie trugen.
Für ihre über 30 Jahre währende ehrenamtliche Arbeit für den Verein wurden Sabine Neubauer und Dr. Frank Schneider im März 2024 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits eine Neubesetzung des Aufsichtsrats gegeben, der nun mit frischer Kraft und neuen Ideen die politische und inhaltliche Richtung verantwortet.
Vom Wunsch zur Realität?
Vom Wunsch zur Realität?
Für die Zukunft bleibt es unser wichtigstes Anliegen, Menschen mit Behinderung zu einer gleichberechtigten Lebensführung zu verhelfen. Das Inkrafttreten der Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 weckte viel Hoffnung auf eine Verbesserung der Bedingungen.
Im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern sind in Deutschland kaum Fortschritte ersichtlich, die das Leben von Menschen mit Behinderung konkret verbessern. Es existieren weder ein Antidiskriminierungsgesetz noch andere gesetzliche Bestimmungen, auf die man sich im Falle einer Ungleichbehandlung beziehen könnte. Der Entwicklungsrückstand in Bezug auf behindertenpolitische Maßnahmen ist national und international bekannt. Die Bundesrepublik erhielt schon zwei Mal eine Rüge von den Vereinten Nationen, weil die Ziele der Behindertenrechtskonvention nicht ernsthaft verfolgt werden.
Diesen nicht mehr zeitgemäßen Missstand zu beseitigen, ist das erklärte Ziel des Vereins. Wir werden uns weiterhin langfristig dafür einsetzen, durch sozialpolitisches Engagement und bedarfsspezifische Angebote die Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung zu erweitern und ihre Lebensqualität zu verbessern.